Beratung, Sparring oder Coaching

Junior:innen an die Macht

Zugegeben, der Untertitel ist nicht ganz so ernst gemeint, aber ein Fünkchen Wahrheit oder Diskussionsgrundlage steckt schon darin. Warum ist das so?

Nun, schauen wir uns die Begriffe an und versuchen eine Definition zu erkennen. Was sind die Unterschiede und warum ist eines für das eigene Unternehmen womöglich besser geeignet als das andere?

  • Beratung: Mit diesem Begriff tun wir uns inzwischen am ehesten schwer. Eigentlich muss hier sehr spezifisches, wehrsteigerndes, fundiertes Wissen vorliegen, dass Berater:innen die jeweilige Klientel zufriedenstellend umsorgen. Eigentlich sind es sehr klare Problemstellungen, die es umzusetzen gilt. Für die Leistungen gibt es entsprechende Bezahlung. Leistung (oder sagen wir an der Stelle "Handlung") gegen Honorar. Befremdlich ist zumeist, dass die Aufträge eher kurzfristiger Natur sind - sozusagen durch ein Projekt klar umrissen. Startpunkt- / Endpunkt - die Entwicklung der Kunden ist nicht oberste Priorität und eine Bindung zum Kunden ist eher zweitrangig und entsteht punktuell. Letztendlich geht es rein darum das spezifische Wissen anzubieten.
  • Coaching: Hier geht es auch um methodisches oder fachliches Wissen, welches dem Klienten vermittelt wird. Aber im Vordergrund steht hierbei die Hilfe zur Selbsthilfe. Eigentlich werden den Klienten Anhaltspunkte zur Reflektion in Übungen vermittelt, was wiederum helfen soll sich selbst weiterzuentwickeln. Ein grundlegender Unterschied ist hierbei schon allein das klare Ziel der Weiterentwicklung. Auch hier definiert man die Zusammenarbeit oft mit klarem Ende (abhängig vom Ziel), aber der Kunde hat sich letztlich auf eine neue Stufe gebracht. Der Trainer im Sportumfeld macht es wohl ehesten deutlich, fördern und fordern im Rahmen vorhandener Talente und diese Stärken unterstützen und an den Schwächen arbeiten.
  • (Business) Sparring: Diese Form wird von uns bevorzugt und angeboten! Warum, weil bei Beratung und Coaching irgendwie immer eine Lehrer-Schüler-Beziehung angenommen wird. Der eine weiß es vermeintlich besser, der andere soll dazulernen. Im Sparring wird aber die Quintessenz aus den vorhergehenden Disziplinen gewonnen, nämlich spezifisches Wissen und methodisches Vorgehen, vereint mit einer Art Moderations- oder Mediationsrolle. Es geht hier nicht ums Belehren, sondern auf Augenhöhe arbeiten und Ideen vom Kunden entgegennehmen, Erfahrungswerte spiegeln und gemeinsam Handlungsmaßnahmen, Ziele oder Strategien aufzeigen. Zusätzlich ist im Sparring ein Rollenwechsel möglich, bspw. bewusst aus der Expertenrolle herausgehen und Kritiker sein, aktiver Zuhörer, den viel zitierten Blick von außen.

Alles das gleiche, ist doch egal was der Kunde nimmt! Mitnichten, denn Berater und Coach kann jede:r werden, der Zertifizierungen, den richtigen Arbeitgeber oder auch akademisch Voraussetzungen erfüllt. Im Sparring braucht es Menschen, welche die gestellten Herausforderungen selbst schon gemeistert haben, welche eventuell Fehler schon selbst gemacht und daraus gelernt haben. Grundsätzlich sollte, in einem bestimmten Feld, der Sparring Partner vom Wissensstand durchaus auf Augenhöhe mit dem Kunden stehen und wichtige Sichtweisen zu Strategien und Entscheidungen im Vorhinein einbringen.

An der Stelle kommt der Untertitel, ein wenig zynisch ins Spiel : Laut Statista gab es 2021 ca. 26000 Beratungsfirmen (Statista Anzahl Beratungsfirmen​), ohne irgendjemanden zu nah treten zu wollen, in den meisten dieser Unternehmungen wird es auch die typische Level-Pyramide - Junior nach Senior / Partner etc. geben und klar ist damit (vermutlich) auch, dass eine relativ große Masse an der Basis auch gehaltlich eine kleine Menge an Senioren stützen muss. So weit betriebswirtschaftlich keine Top-Erkenntnis, muss so sein. 

Bloß die Frage, die man anschließen darf ist doch folgende : Welche Rolle kann ein Junior-Consultant wirklich einnehmen. Oft werden diese aus Kostengründen (Mischkalkulation) sogar als Projektleiter in den Einsatz gebracht, in Workshops zur Anforderungsaufnahme bestellt. Selbst die fachliche Expertise kann sich nach 6-12 Monaten eigentlich nur auf theoretische Grundlagen berufen. Sogar in Beratungsgesprächen werden teilweise Top-Gehälter aufgerufen, wohingegen sich gegen einen unmittelbar bevorstehenden Einsatz beim CEO des Top Kunden direkt verwehrt wird. Nein, man müsse doch erst noch lernen und ausgebildet werden. Passt also nicht ganz.

Warum glauben wir also an den Sparring-Ansatz? Nun, wir wissen, dass wir nicht alles wissen können. Aber in unseren spezifischen Einzeldisziplinen haben wir jeweils mehrere Jahre Erfahrung gesammelt und tatsächlich den ein oder anderen Fehler auch begangen. Die fachliche Tiefe haben wir in unzähligen Projekten erworben (in unterschiedlichen Rollen) und uns methodisch weiterentwickelt. Die natürliche Neugierde treibt uns jeweils an, die entscheidenden Fragen zu stellen.

Wichtig ist für uns ganz klar, eben nicht die Besserwisser zu sein, die Hierarchie zwischen Kunde und externem Dienstleister ist für uns eher Hindernis als zielführend, allein weil dann die Erwartungshaltung ungleich ist. Ja, die definierte Beratungsleistung, als reine technische Expertise, die darf auch bei uns eingekauft werden. Aber unsere Sparring Partner sind immer darauf aus, die entscheiden Fragen zu stellen und den Status Quo zu hinterfragen.

Oberste Priorität hat eben den Kunden weiterzuentwickeln.

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